«Richtig gut gemachtes Theater»: «Die Ärztin» von Robert Icke

Am Schauspiel Hannover war am 07.10.2022 die deutsche Erstaufführung von Robert Ickes «Die Ärztin» (Regie: Stefan Pucher), «ein packender ‹Moral-Thriller› …, in dem sich Argumente und Verurteilungen verbreiten wie ein Virus.» (Financial Times)

Szenenfoto DIE ÄRZTIN (c) Kerstin Schomburg
© Kerstin Schomburg

Es gibt wirklich niemanden, keinen einzigen Menschen auf dieser Welt, dessen Komplexität sich diesem eindimensionalen Bullshit nicht widersetzt.

aus «Die Ärztin»

Nach der deutschsprachigen Erstaufführung im Januar 2022 am Burgtheater Wien (Regie: Robert Icke) ist Die Ärztin (sehr frei nach Arthur Schnitzlers Professor Bernhardi) seit dem 07.10.2022 auch am Schauspiel Hannover als deutsche Erstaufführung zu sehen (Regie: Stefan Pucher). Eine weitere Inszenierung folgt am 10.12.2022 am Schauspielhaus Graz (Regie: Anne Mulleners).

«Das Prinzip getäuschter Erwartung wird zur ständigen Mahnung, schnellen Zuschreibungen zu misstrauen … In clever geschriebenen Szenen werden gut gemeinte Argumente als strategische Waffen enttarnt … Diese Inszenierung ist wichtig und verdienstvoll. Dank des überzeugenden Zusammenspiels des sehr diversen Ensembles ist Die Ärztin ein wirklich anregender und analytischer Diskussionsstoff, um die brutal ungerechten Ergebnisse eskalierender Schuldzuweisungen zu besprechen.» (Süddeutsche Zeitung)

«Sehr frei nach Arthur Schnitzler hat Robert Icke Die Ärztin geschrieben und ihr neben wohldosierten Gegenwartsbezügen vor allem zwei bis drei Schippen Identitätspolitik extra verpasst … Man wird hier wirklich mal klüger im Theater. Woran das liegt: Obwohl man sich zwischendurch durchaus mal fragen könnte, was an Rassismen, Unterdrückung und Frauenhass nun eigentlich so lustig sein soll, fliegt’s einem kurz vor Schluss so richtig um die Ohren … Richtig gut gemachtes Theater.» (Nachtkritik)

«Icke sorgt dafür, dass sich niemand im Publikum genüsslich zurücklehnen kann, weil er oder sie ständig angehalten ist, die eigenen Vorurteile in Bezug auf Menschgruppen zu überprüfen … Ein ebenso tiefgründiger wie unterhaltsamer Abend, der mit Standing Ovations endet.» (Neue Presse)

«Pucher und Icke schichten die immer neuen Lagen des Diskurses mit kühler Präzision übereinander … Eine theatrale Reflexion über ein aktuelles Thema, die im Zuschauer nachklingen kann.» (Hannoversche Allgemeine Zeitung)

Lustvoll wird um die Bedeutung von Klassismus und Rassismus gerungen … Ein Stück für alle, die noch einmal tief in das Thema Identitätspolitik eintauchen wollen.

(NDR)

Die Ärztin

Dr. Ruth Wolff leitet eine angesehene Privatklinik, die sich auf Alzheimer-Kranke spezialisiert hat. Sie ist eine Koryphäe auf ihrem Gebiet, wegen ihrer oft brüsken Art aber nicht bei allen im Kollegium beliebt. Als sie einem Priester den Zutritt zu einer jungen sterbenden Patientin verwehrt, weil es in deren Akte keinen Hinweis auf ihre Religion gibt, kommt es zum Eklat – erst intern, dann geht die Empörung viral. Ruth wird Rassismus vorgeworfen, denn der Priester ist schwarz. Zugleich sieht sich Ruth, weiß und säkulare Jüdin, antisemitischen und frauenfeindlichen Ressentiments ausgesetzt. Ein medialer Shitstorm bricht los, laut und unversöhnlich, in dem die verschiedensten Einstellungen zu medizinischer Ethik, ökonomischem Druck, zu Gender-, Identitäts- und sozialen Fragen sich Gehör verschaffen.

«Robert Icke verwandelt Schnitzlers Professor Bernhardi in ein spannendes und erschütterndes Stück über die heutige Unübersichtlichkeit … Ein packender ‹Moral-Thriller› …, in dem sich Argumente und Verurteilungen verbreiten wie ein Virus.» (Financial Times)
«Die Ärztin ist wie eine Operation am offenen Herzen unserer Gegenwart, die immer komplizierter wird, je tiefer man schneidet … Virtuos spielt Icke mit unserer Wahrnehmung … Mit jedem Perspektivwechsel verändert sich unsere Interpretation von Ereignissen.» (The Times)
«Eine geniale Fortschreibung und Erweiterung der Themen von Schnitzlers Original … Differenziert zeigt Icke seine Hauptfigur als Opfer, ohne sie ganz freizusprechen.» (The Guardian)

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