«Amsterdam» von Maya Arad Yasur – Österreichische Erstaufführung

Im September 2022 war die österreichische Erstaufführung von «Amsterdam» am Theater Nestroyhof Hamakom, Wien (Regie: Alexandru Weinberger-Bara).

Szenenfoto aus AMSTERDAM
© Marcel Köhler

Sie kitzelt sie an den Vorurteilen.
Sie dehnt ihnen den Stereotypenmuskel.
Sie mischt all ihre Nationalismuskarten neu.

aus «Amsterdam»

2018 wurde Amsterdam von Maya Arad Yasur mit dem Stückemarktpreis des Berliner Theatertreffens ausgezeichnet, die deutschsprachige Erstaufführung (Übersetzung aus dem Hebräischen: Matthias Naumann) folgte im Januar 2019 am Münchner Volkstheater (Regie: Sapir Heller). Die österreichische Erstaufführung am Theater Nestroyhof Hamakom, Wien, (Regie: Alexandru Bara-Weinberger) ist bereits die achte Inszenierung im deutschsprachigen Raum, in der Spielzeit 2022/23 sind außerdem Neuproduktionen am Oldenburgischen Staatstheater (Regie: Ebru Tartici Borchers) und dem Theater Ulm (Regie: Benjamin Junghans) geplant. 

«Das Drama ist zu raffiniert, als dass es die einzig wahre Erzählung von etwas sein könnte. In Yasurs auskomponierter Sprechpartitur sind gut und böse, wahr und unwahr wie eine dieser M.-C.-Escher-Treppen: nichts weiter als Trugbilder … Amsterdam legt unheimlich überzeugend dar, wie sich alltäglicher, nicht unterbundener Rassismus und unhinterfragte Narrative durch eine Gesellschaft hindurchätzen, bis sie schließlich zu geltendem Recht und zur Staatsdoktrin werden. Schleichend und schneller als man denkt.» (Nachtkritik über die deutschsprachige Erstaufführung)

«Präzise sind da große Themen wie Antisemitismus, Xenophobie, Diskriminierung und Verrat ganz logisch und dennoch mit jeder Wendung verblüffend zu einem schwebenden Geflecht verwoben … Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie ganz sublim das Rätsel um die offene Gasrechnung gelöst wird und dabei die ständige Präsenz des Antisemitismus spürbar gemacht wird … Regisseur Weinberger-Bara vertraut der brillanten Übersetzung von Matthias Naumann und der Kraft seines Ensembles.» (Der Kurier)

Amsterdam

Als eines Tages der Postbote eine Rechnung bei einer jungen Frau abgibt, verändert sich binnen Sekunden ihre Welt. Denn sie, als Israelin in Amsterdam wohnend, wird aufgefordert, eine Gasrechnung zu begleichen, die seit 1944 auf ihre Wohnung läuft. Bei dem Versuch, der Geschichte dieses Dokuments auf die Spur zu kommen, wird sie unversehens mit Fragen nicht nur nach ihrer eigenen Identität, Herkunft und Position in der Gesellschaft konfrontiert, sondern auch mit der Aufarbeitung der NS-Zeit in ihrer unmittelbaren Gegenwart.

Maya Arad Yasur folgt der Auflösung der mysteriösen Rechnung nicht linear, es sind viele Stimmen, die die Protagonistin vorantreiben, die gleichermaßen vertuschen und entdecken, was geschehen ist oder geschehen sein könnte. Es ist «ein Sprechen, das zwar in Einzelstimmen aufsplittert, die sich Satz für Satz gegenseitig korrigierend, widersprechend in Schwingung halten, aber sich genau darin auch einer einzigen Erzählrichtung nähern» (Berliner Zeitung). Denn der ursprüngliche «Krimi» verdreht sich bald in ein Spiel um die Hoheit der Geschichtschreibung, und das in einer Sprache «voller Poesie und Musikalität» (Weltexpress). «Maya Arad Yasur gelingt es, die Spannung des Stücks mit humorvollen Elementen und der Aufarbeitung von Geschichte zusammenzubringen. Dabei zeigt sie uns eindrücklich, wie schnell eine vermeintlich offene Gesellschaft an ihre Grenzen stößt.» (Aus der Jury-Begründung des Stückemarktpreises des Berliner Theatertreffens 2018).

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