«Euripides' Die Bakchen markieren gerade durch die entgrenzte Grausamkeit des Finales bis heute eine der herausforderndsten Begegnungen mit der Antike … In Thomas Melles Version wird nun der Gott (Dionysos), der die Menschen so grausam in die Irre führt, zum vielgesichtigen Wesen ... Melle hat der Fabel auch eine schmale Rahmenhandlung verpasst, die die Geschichte in einen zeitgenössischen gesellschaftlichen Zusammenhang stellt. Chorisch beschwört das Ensemble eine Stadt, mit der es wohl gerade zu Ende geht ... Aber war tatsächlich nur der ‹fremde› Gott, der die eigene Macht beweisen wollte, der Auslöser von derart viel Zerstörung? Oder trug die Stadt (das Land, die Gesellschaft) nicht all den Schrecken, all die Vernichtungsenergie schon in sich? ... Melle legt deutliche Spuren aus, die weit hinein reichen in die kollektive Psychologie moderner Zivilisation ... Er verpasst den Bakchen Sprache und Gesicht einer Gesellschaft im Zerfall – und Lilja Rupprecht gelingt eine spektakuläre Inszenierung.» (Die deutsche Bühne)
«Thomas Melle stellt in seiner Euripides-Überschreibung zwei Pole einander gegenüber: das Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung auf der einen Seite und die Lust am Exzess auf der anderen. Er nimmt den Grundkonflikt des Antikenstoffs mit, streut aber lässig Gegenwart herein: Taxifahrer, Lifestyledrogen, Drohnen und Rentendebatten. Seine schlagenden Sätze entwickeln einen eigenwilligen Rhythmus.» (Nachtkritik)
«Melles Neufassung wirkt nicht nur hochaktuell, sondern zeigt auch großes erzählerisches Potenzial ... Sprachlich ist das oft stark: rhythmisch, verdichtet, mitunter fast poetisch.» (Dresdner Neueste Nachrichten)
Im Dezemberheft 2025 von Theater heute wird das Stück abgedruckt.
Uraufführung (Auftragswerk)
30.10.2025 Staatsschauspiel Dresden (Regie: Lilja Rupprecht)
Thomas Melles Neufassung der «Bakchen» uraufgeführt
Am 30.10.2025 wurde am Staatsschauspiel Dresden in der Regie von Lilja Rupprecht Thomas Melles Neufassung der «Bakchen» von Euripides uraufgeführt.

Menschen, erhebt die Stimmen, schreit und trommelt, jubelt euch wach. Und feiert, was ihr seid: jetzt und jetzt im Augenblick. Feiert, so viel und solange ihr noch könnt. Werft die Beine vom Körper, löscht euer Ich. Wollt ihr nicht endlich wieder Tiere sein?