«Kängurus am Pool» von Theresia Walser uraufgeführt

«Jeder Mensch ist ein Theater für sich.» Theresia Walser

Szenenfoto Kängurus am Pool von Theresia Walser
© ETA Hoffmann Theater Bamberg

Von Zeit zu Zeit braucht der Mensch einen Zusammenbruch.

«Kängurus am Pool» 

Am 13.05.2022 war in der Regie von Sibylle Broll-Pape am ETA Hoffmann Theater Bamberg die Uraufführung von Theresia Walsers als Auftragswerk entstandenem Stück Kängurus am Pool, das zugleich die 38. Bayerischen Theatertage eröffnete. 

«In Kängurus am Pool geht es um Menschen aus dem Mittelstand, die alle Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben fahren lassen müssen und nur noch rhetorisch so tun, als sei alles wie immer … Wobei selbst der Tod, zeigt sich in dem herrlich in der Ausweglosigkeit herumstreunenden Text, nicht unbedingt das Ende ist. Er ist nur ein unbestimmbarer Teil dieses Auflösungsprozesses einer lebensmüden Gesellschaftsschicht … Derlei Verzweiflung aber kann auch äußerst witzig sein. Walsers Text glänzt in jedem einzelnen seiner Sätze, die oft voll hoher Komik sind. Die Autorin vermischt kluge Einsichten, verblose Satzbrocken und wirklich treffsichere Aphorismen zu einer sinnlichen Suada, in der zwar nichts wirklich weiter-, aber immerhin sehr beschaulich untergeht.» (Die deutsche Bühne)

«Ohne dass Theresia Walser auch nur einmal das Wort ‹Corona› erwähnt, hat sie über diese von Vielem entleerte Phase der wiederholten Lockdowns geschrieben. Alltagsbeobachtungen hat sie in Kängurus am Pool hineingegossen, das Zurückgeworfensein auf eine kleine Welt, die fast nur aus den eigenen vier Wänden, den Nachbarn, der Familie und dem Paketboten besteht. Bei Walser bedeutet das jedoch keine Tristesse, sie findet die Komik in der Verlorenheit und die Verlorenheit in der Komik. Dabei bildet sie die Ereignislosigkeit ab und den verzweifelten Wunsch, sich aus diesem Zustand zu befreien … Man kann tatsächlich nach zwei Jahren Pandemie auch einmal darüber lachen, über diese verzweifelten Versuche, nicht durchzudrehen. Das ist befreiend.» (Süddeutsche Zeitung)

«Kängurus am Pool zeigt eine Hausgemeinschaft, in der mehr über- als miteinander gesprochen wird … Ein Theaterstück, das Neid, Zukunftsängste und Einsamkeit geschickt in eine bitterböse Komödie packt … Walsers Dialoge sitzen und verletzen, humorvoll und hintersinnig.» (BR)

«Walser zeigt mit viel Wortwitz und bissigen Kommentaren eine vereinzelte Hausgemeinschaft, die bevorzugt in Dunkelheit lebt und die Stille ersehnt, aber aus dem Reden nicht herauskommt. Die Figuren hängen ihren Sehnsüchten aus besserer Vergangenheit und erträumter Zukunft nach … Mit ihrem Blick auf die Abwesenden, auf Gewinner und Verlierer verharrt diese Schicksalsgemeinschaft wie im Vakuum. Walsers Figuren warten, prokrastinieren und vor allem: Sie reden und verstecken sich dabei, … versprühen aber nach Außen stets den scheinheiligen Optimismus, dass schon alles liefe … Doch eigentlich stellt sich der Eindruck ein, dass die nicht nur durch den Rollladen verursachte ‹Dunkelheit wie im Sarg› eine selbst erzeugte ist.» (Nachtkritik)

«Politisch informiertes Gegenwartstheater ist von zwei Fallen umstellt. Es droht erstens anzumuten wie eine Dramatisierung von Leitartikeln. Es droht zweitens belehrend zu sein. Beide Fallen umschifft Theresia Walser mit glänzenden Dialogen und beneidenswert kreativen Wortschöpfungen.» (Fränkischer Tag)

Kängurus am Pool

Rollläden sausen herab wie Guillotinen oder knallen wie ein Nackenschuss. In dem großen Mietshaus verschanzen sich die Menschen in ihren höhlengleichen Wohnungen, während draußen Höllenhitze herrscht und ein Paketbote, früher Hornist in einem Orchester, alles Nötige vorbeibringt. Ein Nachbar hat sich umgebracht. Ein Paar ist gerade weggezogen, reich geworden in der Krise, und lebt nun in einer Villa samt Kängurus am Pool. Ein weiteres Paar rätselt nachts schlaflos, warum es immer noch zusammen ist. Eltern rufen nach ihrem verschwundenen Kind, eine Lehrerin leidet unter Burnout, andere klagen über Lieferengpässe oder die Häufung von Fluten und Orkanen, und vielleicht ist die Welt, wie wir sie kennen, einfach an ihr natürliches Ende gelangt.

Die vielen Katastrophen der Gegenwart – Pandemie, Klimawandel, Kriege – verdichtet Theresia Walser zu einer flirrenden «Erschöpfungs- und Erlösungsfantasie zur Lage der Nation» (Theater der Zeit).
«Es geht um Menschen, die nur noch rhetorisch so tun, als sei alles wie immer … Wobei selbst der Tod, zeigt sich in Walsers herrlich in der Ausweglosigkeit herumstreunendem Text, nicht unbedingt das Ende ist.» (Die deutsche Bühne)
«Ein Theaterstück, das Neid, Zukunftsängste und Einsamkeit geschickt in eine bitterböse Komödie packt.» (BR)
«Walser findet die Komik in der Verlorenheit und die Verlorenheit in der Komik … Man kann tatsächlich auch einmal lachen über die verzweifelten Versuche, nicht durchzudrehen. Das ist befreiend.» (Süddeutsche Zeitung)

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