© Benne Ochs
Königreich / Kongeriket
variabel, mindestens 4 Darsteller:innen
Irgendetwas ist hier ganz grundsätzlich nicht in Ordnung. Wo sonst geordnete Kleinstädte standen, bröckeln auf einmal die Mauern, ein dunkler Ton verfängt sich in den Hecken, und ein aufdringlicher Pitbull verkündet die Apokalypse. Dass das Ganze vermutlich nur in ICHs Kopf stattfindet, macht die Sache nicht besser. Eine Welt muss gerettet werden, und ohne es zu wollen, stürzt ICH in die untergehende Zivilisation ihrer Seele wie Alice ins Kaninchenloch.
Dort begegnet sie nicht nur sich selbst in alt (desillusioniert) und jung (mit lila Cordhose), sondern auch dem dementen König, einem gescheiterten Selbstmordattentäter und der ausdauernd fiedelnden Grille („ich bin zwar eine gottesanbeterin, aber ich hatte trotzdem geigenunterricht“). Doktor doktor hingegen, dem ICH immer dienstags ihr Leid klagt, scheint tröstlich real zu sein – bis auch er plötzlich verschwindet.
Aus den deutschen Klinikfluren wächst ein Märchenwald; Innen- und Außenwelt verschwimmen, und welche von beiden verlässlicher ist, ist nicht nur für die Protagonistin schwer zu entscheiden. Gern verdrängte kollektive und private Ängste geben sich in Lisa Danulats „pathologischem Kammerspiel“ ein beunruhigend fröhliches Stelldichein, das die Frage nach dem Kranken im scheinbar Gesunden neu stellt.
30.03.2012 Staatstheater Mainz (Regie: Johannes Schmit)
Stückabdruck in Theater der Zeit 05/2012
Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.