Feuer

Einmal im Jahr treffen sich Ramzi, Leon, Pilar und Ramona zum rituellen «Feuer-Wochenende» im Wald, um gemeinsam Dinge zu verbrennen, die sie hinter sich lassen möchten. Seit ihrer Schulzeit sind die vier miteinander befreundet, sind aufgewachsen im selben «sozialen Brennpunkt», alle stammen sie aus Einwandererfamilien, teilen ähnliche Erfahrungen und haben es jetzt, mit Mitte 30, weit gebracht, arbeiten in der Werbung, als Anwältin oder Lehrer. Doch nicht jeder Jugendtraum hat sich verwirklicht, es gab schmerzhafte Niederlagen, die ersten Ehescheidungen, Rückschläge im Beruf, und besonders Ramzi wird diesmal von einem Geheimnis der Vergangenheit eingeholt, das sich, als er es symbolisch in die Flammen wirft, hoch explosiv und sehr konkret zu einem Flächenbrand entwickelt.

Changierend zwischen witzig-lakonischer Alltagsbeobachtung und surrealem Horrortrip, umkreist Jonas Hassen Khemiri in seinem ersten Stück nach langer Theaterpause die Ängste des Älter- und Erwachsenwerdens. Einfühlsam und frei von Didaktik erzählt er dabei auch von latentem Rassismus, wachsendem ökonomischem Druck, bröckelnden Gewissheiten und vor allem von der notwendigen Einsicht, sich von liebgewonnenen Lebenslügen verabschieden zu müssen, um endlich Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.