Die schwere Hand

Die schwere Hand

Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman

Hörspiel

Deutsch von Markus Lemke

Hörspielbearbeitung von Andrea Getto

Eine Frau wird in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Bevor der Mörder sie erwürgte, hat ein Kampf stattgefunden. Dies ist Avi Abrahams erster Mordfall, in dem er als leitender Ermittler tätig ist. Er erkennt die Tote sofort wieder: Sie wurde vor Jahren das Opfer einer Vergewaltigung. Der Täter wurde gestellt, beteuerte aber beharrlich seine Unschuld. Natürlich liegt es für Abraham nahe, einen Zusammenhang zwischen beiden Delikten herzustellen. Führt die Familie des Verurteilten womöglich einen Rachefeldzug? Aber das könnte auch ein Holzweg sein. Parallel wird die Geschichte einer kleinen israelischen Familie erzählt: Während der Ehemann kein Glück mit wechselnden Jobs hat und seit längerem arbeitslos ist, sorgt die Ehefrau Mali als Bankangestellt für den Unterhalt des Mannes und der beiden kleinen Töchter. Aus Malis Erzählung wird immer deutlicher, wie sehr sich die Ehepartner entfremdet haben und wie rätselhaft ihr der Mann an ihrer Seite geworden ist. Auch Mali wurde vor Jahren auf einer Dienstreise das Opfer einer Vergewaltigung. Langsam und stetig laufen die beiden Parallelgeschichten aufeinander zu, um dann in einem erschütternden Show-down zu kulminieren. Dror Mishanis Kriminalromane um den grüblerischen Inspektor Avi Abraham sind keine harten Action-Thriller, folgen nicht dem klassischen Whodunnit-Muster, sind vielmehr intensive Menschenstudien. Ähnlich wie in "Vermisst", das im NDR als Hörspiel realisiert wurde, handelt es sich um ein Kammerspiel mit einem überschaubaren Personenensemble. Protagonist ist wieder der leicht dickliche, melancholische Inspektor, der von Selbstzweifeln und Perfektionsansprüchen gequält wird. Mit ihm ist man ganz nah dran am Prozess des Ermittelns, bei dem es entscheidend ist, die richtigen Fragen zu stellen, die oft offen zu Tage liegenden Zeichen deuten zu können und den zweiten Schritt nicht vor dem ersten zu machen.

20.04.2019 Norddeutscher Rundfunk (Regie: Andrea Getto)