«Von allen Geistern» von Theresia Walser uraufgeführt

Am 25. August 2025 war die Uraufführung von Theresia Walsers neuem Stück «Von allen Geistern» beim Kunstfest Weimar (Regie: Torsten Fischer).

Szenenfoto VON ALLEN GEISTERN
© Thomas Müller

Als Nächstes streicht man den Nationalsozialismus gleich ganz aus dem Lehrplan. 
Vertieft stattdessen die Befreiungskriege. Reichsgründung. 
Wie wär‘s mit Wanderungen durch den Teutoburger Wald zu Hermann dem Cherukser? Bleibt noch eine knappe Stunde für den «Vogelschiss», mehr braucht es nicht. Wozu schlecht gelaunt im Bus nach Buchenwald fahren, wenn man auch ein Picknick unter Bismarcktürmen machen kann?

Theresia Walser«Von allen Geistern»

Das Kollegium des Goethe-Gymnasiums ist gespalten: Wie umgehen mit der neuen rechtsradikalen Landesregierung, die zunehmend Druck auf die Lehrpläne ausübt? Ignorieren? Einlenken? Protestieren? Als lägen die Nerven zum Schuljahresende nicht schon blank genug, kommen zu den politischen auch persönliche Verwerfungen, die sich verstärken, als Tim, der Rektor, beim Abschlussfest endlich wieder seinen Faust-Monolog spielen will, den seine Frau Ella, Geschichtslehrerin, immer zu «phallozentrisch» fand. Paula (Mathe und Kunst) betäubt mögliche Bedenken lieber mit viel Alkohol, während Fred (Sport) heimlich Tim dessen Position neidet. Zum offenen Eklat kommt es aber erst, als drei Schüler:innen auf dem Pausenhof Bücher verbrennen und sich über «zu viel Holocaust» beklagen …

«Theresia Walser bleibt ihrem abgründigen Humor treu … Geschickt spielt sie durch, was passiert, wenn die Prophezeiungen über AfD-Wahlgewinne wahr werden.» (Nachtkritik)

«In den Dialogen und Monologen erfährt man viel über den zermürbenden Alltag von Pädagogen heute. Vor allem aber sind da diese kleinen, fiesen Verschiebungen, die die neue Regierung mit sich bringt, es knallt nicht, es kriecht und schleicht … Ein Clou der feinen, aufmerksamen Worterfinderin Walser: Es gibt zwar vier Figuren, aber nur zwei Schauspieler …, die Walser in eine Aporie schickt, in der manche mit neuen Träumen, andere mit innerer Leere landen ... Von allen Geistern sei dringend zum Nachspielen empfohlen.» (Süddeutsche Zeitung)

Das Stück ist entstanden als Auftragswerk für das Kunstfest Weimar in Koproduktion mit dem Stadttheater Fürth

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