«Du kannst es dir wahrscheinlich nicht vorstellen, aber der Krieg hat niemals aufgehört.»
«Du irrst dich», sagte ich. «Ich weiß genau, was du meinst.»
Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen zu tauschen. Er lernt zu überleben, und er akzeptiert die grausame neue Normalität, doch zu welchem Preis?
Seine Geschichte ist eine Geschichte des Unerwarteten. Sie erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden. Sie erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit jäh genommen wurde, und von den Spreißeln, die der Krieg im Hirn jedes Überlebenden hinterlässt.
«2023 erschien Radio Sarajevo, das so verstörend wie eindringlich von dieser Zeit im Ausnahmezustand erzählt. Von Belagerung und Tod, von Kälte und Mangel, von Freundschaft und Krisengewinnlern, von Punk und Abenteuer, von der Normalität der Gewalt … Dinah Wiedemann hat eine kluge Bühnenfassung aus dem Roman extrahiert, die Regisseur Redjep Hajder mit einem sechsköpfigen Ensemble in rund 80 Minuten vor dem Publikum aufblättert … Hajder übersetzt die Sprache aus Wucht und Poesie in eine spielerische Ästhetik, die einen sofort gefangen nimmt … Florian Mania spielt Tijan, den Ich-Erzähler, grandios. Weil er wie ein großes Kind wirkt, das dem Krieg mit Naivität und Neugier begegnet, sich als präziser Beobachter entpuppt und doch mit der Distanziertheit des Erwachsenen agiert … Radio Sarajevo ist ein eindrucksvolles Plädoyer gegen den Krieg. Und ein berührender Abend!» (Donaukurier)
«Radio Sarajevo ist kein tristes, deprimierendes Kriegsstück … (es) ist ein dichter, fesselnder Theaterabend … der einen großartigen Flow zwischen dem blutigen Ernst der Gesamtsituation und den kindlichen Überlebensfreuden (hat) … Also: keine Angst vor dem schweren Thema Krieg. Sie werden sich auch schmunzelnd an manche der Kindheitserlebnisse in dieser Aufführung erinnern.» (Kulturkanal Ingolstadt)
«Zentrales Anliegen des Romans und damit auch der Bühnenbearbeitung ist die ungebrochen aktuelle Frage ‹Was macht ein Krieg mit den Menschen?› … (Mit Radio Sarajevo) ermöglicht (das Theater Ingolstadt) den Zuschauern einen weiteren lohnenden Erfahrungs-Baustein in Zeiten zunehmender Kriege und fataler Flucht-Geschichten.» (Nachkritik)
Uraufführung
19.12.2024 Theater Ingolstadt (Regie: Redjep Hajder)
Der Roman ist erschienen im Hanser Berlin Verlag
«Eindrucksvolles Plädoyer gegen den Krieg»: «Radio Sarajevo» von Tijan Sila uraufgeführt
Am 19.12.2024 war die Uraufführung von Tijan Silas Roman «Radio Sarajevo» am Theater Ingolstadt (Regie: Redjep Hajder).