Hörspielpreis 2020 für «türken, feuer» von Özlem Özgül Dündar

«türken, feuer» von Özlem Özgül Dündar ist nach der Auszeichnung als Hörspiel des Monats der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste im April 2020 als Hörspiel des Jahres 2020 ausgezeichnet worden.

Autorinnenfoto Özlem Özgül Dündar
© Dincer Gücyeter

Die Produktion des Westdeutschen Rundfunks unter der Regie von Claudia Johanna Leist und der Dramaturgie von Gerrit Booms wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste ausgewählt. Der Preis ist die höchstdotierte Auszeichnung für das Hörspiel in Deutschland und wird im Rahmen der ARD-Hörspieltage 2020 vergeben.

Aus der Begründung der Jury: türken, feuer «verhandelt eines der brisantesten politisch-sozialen Probleme auf hohem künstlerischem Niveau. Dabei lässt es diejenigen zu Wort kommen, die zu diesem Thema viel zu wenig gehört werden: migrantische und weibliche Stimmen.» Auf diesem Weg leistet türken, feuer «einen wegweisenden Beitrag zu einer Kulturlandschaft, die der Diversität der deutschen Gesellschaft gerecht wird, wie auch zur politischen Bildung.»

türken, feuer

Ein Wohnhaus geht in Flammen auf. Fünf Menschen sterben, drei Kinder und zwei Frauen. Jugendliche aus der Nachbarschaft haben das Feuer gelegt. Über den Fall wird geschrieben, die kleine Stadt ist plötzlich bekannt, dann wendet man sich anderen Themen zu. Aber für die Überlebenden und die Toten des Anschlags vergeht diese Nacht nicht. Die Mutter, die mit ihrem Kind aus dem Fenster sprang und versuchte, das Baby mit ihrem Körper zu schützen, erzählt immer wieder von ihrem Sprung und dem Moment ihres Todes. Die Mutter eines der Täter berichtet vom Schweigen, das in ihrer Wohnung lastete, dem Wissen, dass etwas passiert war, den Zweifeln an seiner Schuld. Die Angehörige, die den Brand überlebt hat, sieht noch täglich die Flammen vor sich, spürt die Hitze, riecht den Rauch. Jede bleibt in ihrem Erleben, ihrem Schmerz gefangen – und doch suchen sie nach Austausch, nach Begegnung, nach der Möglichkeit eines Gesprächs.

Der Brandanschlag von Solingen 1993 ist der Ausgangspunkt für türken, feuer. Abseits der medialen Aufmerksamkeits- und Verwertungslogik sucht Dündar behutsam und genau nach einer Sprache für das Geschehene, die alle Perspektiven zu ihrem Recht kommen lässt und gerade dadurch schmerzliche Aktualität behält.

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