Starke Uraufführung: «Die Gespenster von Demmin» von Verena Keßler

Am 22.05.2023 war die Uraufführung von Verena Keßlers Debütroman «Die Gespenster von Demmin» am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin (Regie: Alice Buddeberg).

Szenenfoto (c) Hanni Wurm
© Hanni Wurm

Wenn ich die Sonne wäre, würde ich auch lieber woanders scheinen.

Verena Keßler«Die Gespenster von Demmin»

Larry lebt in einer Stadt mit besonderer Geschichte – Ende des Zweiten Weltkriegs fand in Demmin der größte Massensuizid der deutschen Geschichte statt. Für Larry ist ihre Heimatstadt aber vor allem eins: langweilig. Sie will so schnell wie möglich raus in die Welt und Kriegsreporterin werden. Während Larry mit den Unzumutbarkeiten des Erwachsenwerdens kämpft, steht einer alten Frau der Umzug ins Seniorenheim bevor. Beim Aussortieren ihres Hausstands erinnert sie sich an das Kriegsende in Demmin und trifft eine folgenschwere Entscheidung.

«Die Gespenster von Demmin sind überall: Sie spuken durch Keller und Familien, erschrecken Zeitzeugen und legen sich wie Grauschleier über die Gegenwart … Verena Keßlers Roman ist ein Plädoyer dafür, die Geschichte nicht allzu einfach wegzuerinnern.» (taz)

«In seinem Jugendbuchton spricht der Roman trotz loser Enden ganz leise Themen wie Tod, NS-Verbrechen, Schuld, vergehende Zeit und Generationenkonflikte auf emotionaler Ebene an, setzt sie in Beziehung, ohne zu relativieren oder sich in Befindlichkeiten zu verlieren.» (Süddeutsche Zeitung)

Am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin hat Regisseurin Alice Buddeberg einen «opulenten Monolog» (Schweriner Volkszeitung) aus der Romanvorlage gemacht, der u. a. als Klassenzimmerstück gezeigt wird: «Laura Fouquet ist Larry … Sie stürzt durch den Wirbel ihrer Gefühle, ist wütend, genervt, witzig, sehnsüchtig. In ihrem Drang, der Langeweile zu entkommen hin zu Lebenswahrheiten und sich selbst, pulsiert die Realität einer verunsicherten Jugend. Ein berührendes Portrait. Es ist eine Geschichte zwischen der Gegenwart und dem Vorvorgestern, die Stunde einer vorgestellten Zwiesprache zwischen den Generationen. Ein Spiel, das wichtiger ist als alle jugendlichen Spielchen, die in social media vagabundieren. Starker Beifall für diese starke Uraufführung.» (Schweriner Volkszeitung)
«Ein Text für Jugendliche, die – wie alle Jugendlichen – genug mit sich zu tun haben. Andererseits eine behutsame Konfrontation mit einem unvorstellbaren Geschehen.» (Nachtkritik)

Der Roman ist im Hanser Berlin Verlag erschienen.

Die Romane von Verena Keßler

Zur Autorin