«Das hässliche Universum» von Laura Naumann ist Hörspiel des Monats

Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt wählte «Das hässliche Universum» von Laura Naumann in der Produktion von Deutschlandfunk Kultur zum Hörspiel des Monats Dezember 2021.

Autorinnenfoto Laura Naumann
© Dorothea Tuch

Alles muss brennen.

Rosa in «Das hässliche Universum» 

Die Ursendung war am 2. Dezember 2021 im Deutschlandfunk Kultur in der Regie von Julia Hölscher, die 2017 bereits die Uraufführung am Schauspiel Frankfurt inszenierte. Das komplette Hörspiel ist online auf hoerspielundfeature.de abrufbar. 

Die Begründung der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste: «Als Rosa zur flammenden Revolution (oder doch nur zum nächsten Prank?) aufruft, wird der Weltuntergang in poetisch surreale Töne getaucht. ‹Darf ich stellvertretend dich anzünden? Für 8000 Jahre Patriarchat? Scherz! Nur ein Scherz!› heißt es an einer Stelle im Hörspiel, doch am Ende brennt die ganze Welt und das Spektakel wird mittels Livestream in die glühenden Wohnzimmer übertragen. Was bleibt ist ein flirrendes Gefühl der Uneindeutigkeit, die diese dystopische Geschichte durchzieht; steckt darin doch eine riesige Palette an aktuellen Themen – von Selbstoptimierungsphantasien, Sicherheits- und Vorurteilsdebatten bis hin zu Verschwörungstheorien ist alles dabei (…) Nicht nur akustisch ist dieses Hörspiel beständig an der Kippe zur Überzeichnung inszeniert und kommt doch immer genau auf den Punkt. Das hässliche Universum ist eine gelungene Hörspielperformance und ein fröhlich beschwingtes Zeitrafferbild aktueller Mediendebatten.» (Die vollständige Begründung hier). 

Über die Uraufführung am Schauspiel Frankfurt schrieb die Nachtkritik: «Laura Naumann beschwört in ihrem sprachlustigen und -mächtigen Stück frech das Ende aller Sicherheiten. Sie zeichnet das Bild einer Gesellschaft, die den täglichen Überdruss mit routiniertem Tatendrang abhaken möchte. Es ist ein apokalyptischer Weckruf, der Frischs Brandstifter wie Waisenknaben aussehen lässt, zelebriert Naumann doch einen wahren Weltenbrand.»
 
Mit der Wahl zum Hörspiel des Monats ist Das hässliche Universum im Wettbewerb um das Hörspiel des Jahres.

Das hässliche Universum

Etwas ist zu Ende gegangen. Noch wirbelt die Asche durch die Luft, steigt Rauch aus den Trümmerhaufen. Im Transitraum, bevor die Gegenwart sich formiert und die Zukunft beginnt, wird die Vergangenheit zu Grabe getragen. «Alles muss brennen», hat Rosa gesagt, und die Welt ist in Flammen aufgegangen, als hätte sie nur darauf gewartet.

Naumanns rhythmisierter, drängender Text folgt fünf Figuren im Vorfeld der Zerstörung. Sie sind nicht auf Revolution aus, sie sind auf der Suche. Wie kann man richtig handeln, richtig leben in einem Dickicht aus Zwängen und Gegebenheiten? Wie ein Fixpunkt taucht Rosa an ihrem Horizont auf, über Nachrichtenschnipsel und YouTube-Mitschnitte verbreiten sich ihre Botschaften, werden verlinkt, geteilt, kommentiert. Endlich gibt es jemanden, der Haltung zeigt, eine Richtung vorgibt. Erst scheint alles noch logisch und machbar, kleine Schritte der Veränderung, hin zu einer besseren Welt. Doch dann passiert ein Anschlag, die Fronten werden unübersichtlich, die Wut steigt. Fast zärtlich wird die Welt in Brand gesteckt, als könne man sie so auf Null setzen und die Zukunft aus der Asche aufsteigen lassen. Oszillierend zwischen Utopie und Dystopie, ist Das hässliche Universum ein Text über ein sehr heutiges Lebensgefühl und die Frage, ob ein Neubeginn möglich ist.

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