«Im Würgegriff der Illusionen» – «beach house» von Dorian Brunz uraufgeführt

«Dorian Brunz schreibt ausgezeichnete Dialoge und Julia Preuß und Felix Axel Preißler treffen genau den Ton aus rotziger Coolness und Verletzlichkeit, der einen die beiden sofort ins Herz schließen lässt.» (Nachtkritik)

Das Bild von zwei Menschen wird auf ein Haus aus Neonröhren projiziert
© Rolf Arnold / Schauspiel Leipzig

Am 29.01.2022 war die Leipzig-Premiere von beach house von Dorian Brunz, das im Rahmen der Autoren(theater)tage 2020 am Deutschen Theater Berlin in Koproduktion mit dem Schauspiel Leipzig uraufgeführt wurde (Regie: Philipp Preuss). 

«Materialismus und Idealismus halten die Figuren im Würgegriff ihrer Illusionen, während sich die Welt um sie herum längst in dem gigantischen Tauschgeschäft von Schein und Sein eingenistet hat. Alle wissen das und hängen trotzdem weiter in endlosen Wortklaubereien um ‹echte› und ‹falsche› Gefühle fest. Regisseur Philipp Preuss bläst noch ein bisschen mehr Luft hinein, indem er das Ganze als abstraktes Dunkelspiel in eine Designerhaus-Käfig-Kulisse aus Lichtstäben setzt.» (Berliner Zeitung)

«Wie im Teilchenbeschleuniger kollidieren die Hoffnungsmotive ... Die Inszenierung dringt zu den unsichtbaren Zerstörungskräften einer Gegenwartsgesellschaft vor, der der Sinn abhandengekommen ist. Und stellt die wachsende Spur der Zerstörung an den Figuren aus.» (Leipziger Volkszeitung)

«Dorian Brunz hat eine Parabel auf den neoliberalen und entmenschlichten Kapitalismus geschrieben. Die dysfunktionale Familie Schmetterling vom Rand der Gesellschaft mit den Zwillingen und ihrer nur in der Vergangenheit lebenden Mutter … klingt nach biederem Sozialdrama … Aber Autor Brunz und Regisseur Preuss umschiffen die Klischees gekonnt mit einer an Horváth oder Bukowski geschulten Kunstsprache und einer künstlichen, abstrakten Bühnenwelt … Einsamkeit ist eines der großen Themen dieses Stücks. Die Inszenierung setzt das bildlich und darstellerisch treffend um. Das ‹Beach House› bleibt neonflackernde Illusion. Der Run nach dem Glück wird zum ewigen Kreislauf.» (Kultura Extra)
 

beach house

Zwischen Power Tower und Breakdancer feiern die Zwillinge Ronny und Taylor ihren Geburtstag auf dem Rummel. Ein paar sorglose Stunden zu zweit, wie jedes Jahr. Und dann zieht Ronny auch noch an einer Losbude den Hauptgewinn: eine Reise nach Florida, zwei Wochen im Beach House am Strand. Weißer Sand, blaues Meer – es klingt nach Paradies. Ihr Traum von einem besseren Leben scheint plötzlich greifbar geworden, denn wenn sie einmal den Weg raus aus ihrer Siedlung, weg von ihren Nebenjobs geschafft haben, bleiben sie einfach dort, wo die Sonne immer scheint. Und auch für ihre kranke Mutter wird Platz sein. Nichts hält sie mehr hier, alles ist leuchtende Zukunft. Das Glück scheint zum Greifen nah, bis die zwei erfahren, welche Bedingungen an das Los geknüpft sind. Um ihre Hoffnungen nicht aufgeben zu müssen, lassen sie sich auf gefährliche Geschäfte ein, und eine Spirale aus Gewalt und Abhängigkeit beginnt sich unaufhaltsam zu drehen.

Dorian Brunz stellt in beach house den Sehnsuchtsort und den Traum von einer unbeschwerten Zukunft einer brutalen und betrügerischen Realität gegenüber, gegen die zu kämpfen den Geschwistern alles abverlangt – beinahe sogar den Glauben an die Möglichkeit eines Auswegs.

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