«Eigensinniger Zeitbeobachter»: Moritz Rinke erhält den Ben-Witter-Preis 2024

Für den «historisch geschärften Blick auf das Absurde in unseren Leben» wird Moritz Rinke mit dem Ben-Witter-Preis 2024 ausgezeichnet.

Autorenfoto Moritz Rinke (c) Peter Sickert
© Peter Sickert

Die Jury der Ben-Witter-Stiftung ehrt Moritz Rinke als «einen eigensinnigen Zeitbeobachter, dem es in seinen Interventionen immer wieder gelingt, inmitten einer kreischenden Medienwelt der leisen Stimme der Vernunft Gehör zu verschaffen». Rinke verbinde, so die Jury weiter, «den historisch geschärften Blick auf die Gegenwart mit einer poetisch federnden Sprache, die stets auch dem Spielerischen und der Improvisation Raum lässt. Als subtiler Aufklärer und moderner Moralist schildert er, nicht ohne gelassene Ironie, die Deformationen und die Zumutungen des Absurden in unserem Leben.»

Der Ben-Witter-Preis wurde von dem Hamburger Journalisten und Schriftsteller Ben Witter (1920-1993) gestiftet und 1995 erstmals verliehen. Die Jury bilden Aloys Behler, Matthies van Eendenburg, Benedikt Erenz und Annegret Schult. Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören Gabriele Goettle, Georg Stefan Troller, Willi Winkler, Axel Hacke, Teresa Präauer und Elsemarie Maletzke, die 2023 ausgezeichnet wurde.

Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 23. September im Literaturhaus Hamburg verliehen. 

Moritz Rinke

Moritz Rinke

Moritz Rinke, geboren 1967 in Worpswede, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Gleichzeitig begann er Kolumnen und Reportagen zu schreiben, darunter für die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit und Theater heute. Von 1994 bis 1996 war er Volontär, anschließend Redakteur beim Berliner Tagesspiegel. Für seine Reportagen Ein Tag mit Marlene (1995) und über die Love Parade 1997 erhielt er jeweils den renommierten Axel-Springer-Preis.
Mehrere seiner Stücke wurden für den Mülheimer Dramatikpreis nominiert: Der Mann, der noch keiner Frau Blöße entdeckte (1997), für das er auch den Literaturpreis des PEN-Club Liechtenstein erhielt, Republik Vineta (2001), Die Optimisten (2004), Café Umberto (2006) und Wir lieben und wissen nichts (2013).
In der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute wurde Republik Vineta zum besten deutschsprachigen Stück der Spielzeit 2000/2001 gewählt.
2003 kam der Film September (Regie: Max Färberböck), uraufgeführt bei den Filmfestspielen in Cannes, in die deutschen Kinos, an dessen Drehbuch Rinke mitschrieb und in dem er auch als Schauspieler zu sehen war. 
2008 wurde Republik Vineta für das Kino verfilmt.

2006/07 war Moritz Rinke Gastprofessor für "Szenisches Schreiben" am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.
2010 erschien über ihn das Arbeitsbuch Ich gründe eine Akademie der Selbstachtung (Hg. Kai Bremer; Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main).
2024 wurde er mit dem Ben Witter Preis ausgezeichnet.

Buchpublikationen: Der Blauwal im Kirschgarten (Rowohlt Berlin, 2001), Die Nibelungen (Rowohlt, 2002), Trilogie der Verlorenen (enthält Der Mann, der noch keiner Frau Blöße entdeckte / Männer und Frauen Republik Vineta, Rowohlt, 2002), Das große Stolpern (Kiepenheuer & Witsch, 2005), Café Umberto (Rowohlt, 2005), Die Nibelungen - Siegfrieds Frauen / Die letzten Tage von Burgund (Rowohlt, 2007), Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel (Roman, Kiepenheuer & Witsch, 2010), Also sprach Metzelder zu Mertesacker … (Kiepenheuer & Witsch, 2012), Wir lieben und wissen nichts (Rowohlt, 2013), Erinnerungen an die Gegenwart (Kiepenheuer & Witsch, 2014), Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García (Roman, Kiepenheuer & Witsch, 2021), Unser kompliziertes Leben (Kiepenheuer & Witsch, 2023), Ich könnte hier stundenlang sitzen und auf den Rasen schauen (Kiepenheuer & Witsch, 2024).

Moritz Rinke lebt in Berlin.

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