Uraufgeführt: «Ajax» von Thomas Freyer

«Troja ist überall»: Am 28.10.2023 war am Staatsschauspiel Dresden die Uraufführung von Thomas Freyers neuem Auftragswerk «Ajax» in der Regie von Jan Gehler.

Szenenfoto AJAX (c) Sebastian Hoppe
© Sebastian Hoppe

Alles ist Krieg. Alles ist da, um uns zu vernichten … Troja ist ein Netz, das sich über den ganzen Erdball spannt.

«Ajax» von Thomas Freyer

«In Ajax wird der berühmteste Teil der Ilias, der Krieg der Griechen gegen Troja, mit einer gegenwärtigen Familiengeschichte verschnitten … Die kurze, aber gar nicht so verkürzte Hypothese, mit der Thomas Freyer in Stellung geht: Ohne Männlichkeit kein Krieg, ohne Krieg keine Männlichkeit … Die Vermischung der Textebenen funktioniert, weil sie in sich hyperpräzise gebaut sind … In schnellen Sprüngen wird der beidseitige Familienzerfall über einen Zeitraum von den zehn Jahren der trojanischen Belagerung erzählt … Das Stück zeigt keinen Ausweg aus Gewaltkreisläufen, wie auch. Es zeigt aber mit den beiden Müttern zwei Figuren, die einen eigenen Ausweg gehen, ihre kriegstreiberischen Männer (und Söhne) und die entsprechenden Rollen, die sie für diese spielen müssen, verlassen.» (Nachtkritik) 

«Jan Gehler inszeniert Thomas Freyers Ajax als kompakte wie moderne Albtraumtragödie … Es gelingt eine ambivalente Feinsinnigkeit ohne Moralschwert, die auf plumpe Politrhetorik verzichtet, und somit die antike Tragödie im modernen Gewand.» (Dresdner Neueste Nachrichten)

«Die Verknüpfung der Motive ist in Ajax so gewagt wie gelungen. Freyer vermeidet einfache Gleichungen, unterstellt nicht, dass das Leid der Menschen im medial wahrgenommenen Krieg dem der sich im Krieg Befindenden gleiche. Das Stück ist eben nicht nur eine Überschreibung des alten Stoffes, sondern dient der aufschlussreichen Kollision menschlicher, vor allem männlicher, Verhaltensmuster sowie Familien- wie Generationenkonstellationen aus unterschiedlichen Zeiten. Wohltuend sind die genaue Kenntnis der antiken Vorlagen und die sprachliche Präzision der Dialoge … Thomas Freyer entwirft ein komplexes und zugleich schlagendes Figurentableau, ein antikes Gegenwartsstück. Die Uraufführungsinszenierung macht daraus ergreifendes Theater.» (Die deutsche Bühne)

«Ein harter, aber guter Abend. Einer der zum Nachdenken einlädt, nicht zum Parteinehmen.» (MDR)

«Freyers Texte verweben verschiedene Perspektiven auf historische und aktuelle Ereignisse oft zu Panoramen, die zwischen den großen Zusammenhängen und kleinen, privaten Erlebnissen ganz kurze Wege nehmen. Sie sind eindringlich, manchmal komisch überspitzt und meist erschütternd. Das gilt auch für Ajax … Trotz der Tragik schallten immer wieder Lachen und Raunen durch den Saal bei der begeistert aufgenommenen Premiere. Text und Regie flechten scharfe Ironie und spannende Wechsel in die Aufführung ein … Ajax ist reich an Momenten, die Debatten und Diskussionen anstoßen können. Thomas Freyer mag damit ein Text gelungen sein, der anders als viele zeitgenössische Auftragsdramen öfter und anhaltender auf den Bühnen des Landes zu sehen ist.» (Sächsische Zeitung)

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