Im Sitzen läuft es sich besser davon

Im Sitzen läuft es sich besser davon

English
Besetzung

3D / 3H

„Kompakt kommen Hotschnigs Stücke daher, minimal ist ihre Handlung, aber die ganze Welt gerät darin ins Rutschen.“ (Neue Zürcher Zeitung)

„Wir wissen, was kommt. Nur wann es kommt, wissen wir nicht.“ Gerda und Karl warten auf die tägliche Lieferung von „Essen auf Rädern“. Beim Warten reden sie: eine verschlungene Suche nach Erinnerungen. Banalitäten prallen auf Existenzielles, mitunter komisch bis zur Groteske. Mit dem Reden formen sie ihren Alltag, der durch das Alter in immer engeren Grenzen verläuft. Ging es früher um Muscheln aus Cattolica und Kugelfisch aus Antares, besteht die Gegenwart aus „Spinat, Püree, Spiegelei und Salat“, aus Medikamenten, die den Ablauf des Tages bestimmen, und aus Einkaufstouren, die nicht mehr gelingen, weil so vieles verschwimmt. Das Denken wird diffuser. Karl wird immer stiller, bis er verstummt. Gerda zieht ins Heim.

Jetzt redet es um Gerda herum: über verloren geglaubte Zähne, vergessene Wege, „Chemo Island“ oder ins Rituelle gesteigerte Kaffeehausgänge. Manchmal bestimmt das Warten alles und gleicht dem Sitzen vor Kafkas berühmter Tür. Wird man eingelassen, irgendwann einmal, heute oder eben erst nächste Woche? In ihrer immer kleiner werdenden Wirklichkeit bekommt jedes Detail Bedeutung, und die Realität, die dabei konstruiert wird, ist so eigensinnig, dass es staunen macht.

Alois Hotschnig hat zusammen mit Renate Moller-Linsler aus seinen hochgelobten Erzählungen, erschienen 2009 bei Kiepenheuer & Witsch, ein eigenständiges Theaterstück geformt, das eindrücklich beschreibt, wie das Altern zur alles umspannenden Lebensaufgabe wird – das ist komisch und zum Verzweifeln, absurd und alltäglich zugleich.

Uraufführung
05.03.2016 Schauspielhaus Salzburg (Regie: Max Claessen)

Die Aufführungsrechte für Amateur- und Schultheater stehen leider nicht zur Verfügung.